Jutta Reike

Eine kleine Auswahl
meiner vielen Gedichte

 

MEINE GEDICHTE


 

Rätsel

Hatt' plötzlich mich verliebt in dich
und deine braunen Augen.
Dein Geist, dein Witz berauschten mich,
ich kann's noch gar nicht glauben!

Warum passiert mir das so schnell?
Der Herbst, statt grau, ist plötzlich hell
und mit Körben voller Trauben!
Die glänzen sonnengrün und blau
im flirrend klaren Licht,
und Herbststurms bunte Blätterschau
fegt tanzend über mich ...

Und als ich ging – ich ging mit dir.
Und deine Augen selbst im Traum
mit Schalk und Lachen neben mir!
Sogar im Schlaf kann ich sie schau'n.
Weiß nicht, wann ich dich wiederseh'
doch stolz und hoffnungsfroh ich geh'.
So bin ich lange nicht gegangen ...
... und in den Träumen ganz gefangen.


Der Konzertgänger

Sommerabend, Klostergarten,
funkelnd Wein im Glase, warten
tuschelnd viele hundert Leute
fein gekleidet, duftend, heute
Abend auf Konzertmusik.
Frauen lenken ihren Blick
oft im Umkreis auf die Kleider,
Schmuck und Schuhe, oft auch weiter,
wer denn so darinnen steckt
und was sich dabei verdeckt.

Ich erblicke im Gedränge
dieser großen Menschenmenge
ein Gesicht, das mir bekannt!
Denke, grüble ..., denn ich fand
es vorher schon irgendwo.
Wochen später bin ich froh:
Fitness-Studio, ganz verschwitzt
einer auf dem Fahrrad sitzt.
Ich geh' zu ihm und sprech' ihn an.
Ja, es ist mein Klassik-Mann!

Hoch erfreut und hell begeistert
spricht er von den Klassik-Meistern,
über'n Umweg von 'nem Freund
kriegt er Karten, wie es scheint.
Und ich könnte mit ihm kommen!
Hab ihn gleich beim Wort genommen,
Telefonnummer sodann,
dass man sich mal treffen kann.
Und ich, jubelnd, innerlich:
So ein Zufall, Treff' ich dich!!!

Hüpfe singend dann nach Hause,
Handtuch, Duschgel, warme Brause,
und ich träume von Musik,
Reisen, Kuscheln, Liebesglück.
Gleich am nächsten Tag darauf
räume ich die Wohnung auf,
Fenster putz' ich wie der Wind,
deck' den Tisch dann hübsch geschwind,
Kerzen, Blumen, Tischtuch hell,
die Beleuchtung nicht zu grell.

Mal' mir aus: Schön müsst' es sein,
hier zu sitzen dann zu zwei'n.
Aus der Box die Liebeslieder
beflügeln mich dann immer wieder ...
bin in meinem Traum gefangen.
Tage später dann gegangen
abends, schick' gemacht, und Schuhe
neu! Aufgeregt und keine Ruhe,
denn er lud mich ein zum Essen!
Nett geplauscht, nicht zu vergessen.
Leck're Speisen, dazu Wein,
auch ein Nachtisch musste sein.

Im Gespräch war meine Neugier:
Warum ist denn keine Frau hier
an der Seite von so einem,
wo ja viele sicher meinen:
Attraktiv und sportlich, schick,
interessant und nicht zu dick.

Doch, sagt er, 'ne Freundin hab'
ich seit Jahren. Nur sie gab
mir g'rad heute einmal frei,
um mit Freundin zwei und drei
diesen Abend zu verbringen.
Er erzählt von weit'ren Dingen ...
siedend heiß wird es mir klar:
Schon ist nichts mehr, wie es war!
Schnell zerplatzt der bunte Traum
und verbrannt der Zauberbaum.

Niemals gingen wir seitdem
ins Konzert! Und wenn bequem
er bei ihr zu Hause hockt,
geh' ich tanzen. Und es rockt!
Falsche Träume trügen oft,
wenn der Wunsch es auch erhofft.




Der Gardinentyp

Ich seh' hinter der Gardine,
- nicht die blaue, nicht die grüne,
die aus Chiffon oder Seide -
ein Gesicht, und nicht nur heute.
Messerwetzen und Gemüse,
Bananen- und Zucchinigrüße,
auch Salami. Dicken Bauch,
Brille, Fernglas, sabbernd auch.

Wenn ich hier im Park im Schatten
unter Bäumen, zum Ermatten
lerne, grüble, schwitze, friere,
subtrahiere und addiere,
Ständig grinst dort in der Ferne
unweit über der Laterne
mal ein Glas und mal ein Krug,
und ich sag' mir heut': Genug!

Denn ich fühle mich beäugt
wenn sich ständig einer beugt
aus dem Fenster, über'n Rand
des Balkons dort bei der Wand!
Manchmal blinken schon die Sterne,
wenn ich noch Vokabeln lerne!
Deshalb hab ich heut' bei mir
ein Kaliber Nummer vier.

Schießen konnt' ich schon als Kind,
als Indianer, wie der Wind!
Also ziele ich bedächtig,
drüben oben schnauft es mächtig.
Seinen Slip zieht er g'rad 'runter
und zeigt mir den ganzen Plunder.
Paff! Die Vorstellung ist aus.
Langsam gehe ich nach Haus.

Es ist spät, und in den Fluss
so als allerletzten Gruß
fliegt hinein dann die Pistole.
Dass euch doch der Teufel hole,
alle, die solch schöne Mädchen
hier und auch in andern Städtchen
stets begrapschen und beglotzen!
Weg mit euch! Es ist zum Kotzen.

Deshalb, peng! Nicht jeder Mord
findet Aufklärung. Sofort
wird am andern Tag bedauert,
dass ein Terrorist gelauert!
Der Getroffene war weiter
nichts, als ein Abteilungsleiter.